Einbindung der Mitarbeiter bei der Digitalisierung
Digitalisierung in der Produktion führt nicht allein zu Steigerungen in der Produktivität und Qualität, sondern löst manchmal auch Ängste bei den betroffenen Mitarbeitern aus. Bei kleinen und mittleren Unternehmen schreitet die Digitalisierung meistens Schritt für Schritt voran und baut auf den bestehenden Produktionsabläufen auf. Eine komplette Änderung der Produktion ist kein wahrscheinliches Szenario, aber auch bei kleineren Schritten stellen sich wichtige Fragen:
- Kann mein Chef meine Leistung jetzt genau kontrollieren?
- Bin ich ausreichend qualifiziert, um meine Tätigkeit weiterhin ausüben zu können?
- Wie sehen mich meine Kollegen, falls ich mit der neuen Technik nicht zurechtkomme?
Diese und ähnliche Fragen machen deutlich, dass die Digitalisierung neben den technischen Aspekten auch immer soziale Aspekte mit sich bringt. Man kann nicht davon ausgehen, dass die Veränderung von allen gleichermaßen positiv bewertet und begrüßt wird. Deshalb ist es wichtig, um die Vorteile der Digitalisierung für alle Beteiligten zu erzielen, dass auch alle Beteiligte in das Projekt einbezogen werden.
Die wichtige Rolle des Betriebsrats
Dem Betriebsrat kommt bei Digitalisierungsprojekten eine wichtige Rolle zu. In § 87 Abs. 1 Nr. 6 ist das Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats geregelt bei der „Einführung und Anwendung von technischen Einrichtungen, die dazu bestimmt sind, das Verhalten oder die Leistung der Arbeitnehmer zu überwachen“. Inwiefern die Digitalisierung darauf abzielt, das Verhalten und die Leistung der Arbeitnehmer zu überwachen, sei dahingestellt. Häufig sind die Maßnahmen der Digitalisierung aber geeignet, auch mehr Transparenz über das Verhalten und / oder die Leistung der Mitarbeiter zu erlangen. Die durch die Digitalisierung gewonnenen Daten sollen der Optimierung der Produktionsabläufe dienen und nicht die Arbeitsnehmerrechte beeinträchtigen.
In erster Instanz vertritt der Betriebsrat natürlich die Interessen der Arbeitnehmer. Sollte das Digitalisierungsprojekt aber so ausgestaltet sein, dass den Mitarbeitern daraus keine Nachteile erwachsen, so kann der Betriebsrat wichtig für die Vermittlung der Vorteile sein. Auch wenn faktisch offensichtlich ist, dass kein Mitarbeiter in seinen Rechten verletzt wird, bleiben die Ängste dennoch häufig weiter bestehen. Die Unterstützung des Betriebsrats für die Digitalisierung kann helfen, einige dieser Ängste zu nehmen.
Eine moderne, wettbewerbsfähige Produktion, die konform mit den Rechten der Arbeitsnehmer ist, sichert Arbeitsplätze und wertet die vorhandenen Arbeitsplätze weiter auf. Wenn Arbeitsnehmer einmal bei einem Digitalisierungsprojekt mitgewirkt haben und neue Fähigkeiten durch Schulung und praktische Erfahrung gewonnen haben, steigt ihr Wert sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch für den eigenen Arbeitgeber.
Vorsicht vor Klischees
Veränderungen – nicht nur durch die Digitalisierung – werden von Menschen unterschiedlich aufgenommen. Deshalb ist es wichtig, dass alle auf ihre Weise einen positiven Zugang zur Digitalisierung gewinnen. Die neu gewonnen Daten allein bringen noch nicht den Vorteil, sondern erst die Beurteilung durch die Mitarbeiter und deren Verbesserungsideen. Damit ein Projekt rund läuft, müssen alle Beteiligten eingebunden sein.
Dabei passiert es leicht, Personen nach Klischees einzuordnen und sie dementsprechend einzubinden. Typische Beispiele hierfür ist die junge Kollegin, gerade mit der Ausbildung fertig, die doch schon aufgrund ihrer Generation technik-affin und damit eine offene Expertin für die Digitalisierung sein muss. Oder der langjährige Mitarbeiter, der sich so kurz vor der Rente bestimmt damit schwertun wird und das Projekt deshalb ablehnt. Oder der Geschäftsführer, der ja eigentlich nicht weiß, was in der Fertigung vor sich geht, und durch die Digitalisierung jetzt endlich mehr Kontrolle erlangen will. Oder das Betriebsratsmitglied, das jeder Neuerung grundsätzlich kritisch gegenübersteht, nur um die Belegschaft vor Veränderungen zu schützen. Diese kruden und ungerechten Klischees gilt es zu vermeiden, denn sie stehen einer sachlichen Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Problemen im Weg.
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